Dieser Artikel ist schon über 2 Jahre alt. Unter Umständen kann das, worüber wir geschrieben haben durchaus veraltet sein! 😉 


„Das ist blaues Licht.”
– „Und was macht es?”
„Es leuchtet blau.”
(Rambo III)

Ganz so einfach ist es beim Influencer-Bewertungs-Ranking-Dienst Klout wohl nicht, aber viele fragen sich doch, was das Ganze eigentlich soll. Das Bedürfnis, (virtuellen) Einfluss messbar zu machen, ist die Basis für die Idee des „Klout Scores”. Wie groß ist der Einfluss eines Social Web Users auf seine Freunde? Wessen Meinung ist einflussreicher? Aus Unternehmensperspektive kann dies sicherlich interessant sein. Für die Privatnutzung scheint der Klout Score jedoch mehr ein virtueller Wert zu sein, um die eigene Eitelkeit zu pflegen.

Die Berechnung des Scores hängt davon ab, wie sehr die eigenen Freunde, Follower, Kontakte und Abonennten mit den eingestellten Postings, Tweets, Videos, Fotos usw. in den verschiedenen Netzwerken interagieren. Den genauen Algorhytmus verrät Klout aber nicht. Dennoch scheint es mehr als einfach zu sein, den eigenen Score in die Höhe zu treiben, einfach indem man viel beachteten Content „produziert”. Ob es sich um qualitativ hochwertige Inhalte und Diskussionen handelt, oder um ein Baby-Foto mit 100 Likes und 50 „Oooh, wie süß!” darunter, ist dabei irrelevant. Und genau da ist der Haken des berechneten Wertes. Klout bemüht sich zwar, durch ein internes System von „Your Influencers”, „Your Topics” und „Ks”, die man analog zu Likes, Favs oder +1 vergeben kann, die Aussagekraft des Ergebnisses zu verbessern. Dass die Zahl nach dem gegenseitigen Bestätigen der Themen aber bedeutsamer ist als vorher, bleibt mehr als fraglich.

Ist der Klout Score also vollkommen nutzlos? Jein. Das System ist keineswegs ausgereift und zu leicht zu steuern, als dass man wirklich valide Aussagen über den Einfluss eines Users auf sein Umfeld machen könnte. Ist man einfach in vielen Netzwerken sehr aktiv, hat man allein dadurch eine größere Reichweite als andere. Die Chance, die Unternehmen darin sehen ist, dass sie durch die Ansprache dieser „Influencer”, diese zu ihren Markenbotschaftern machen können. Hotels vergeben beispielsweise bessere Zimmer an Personen mit hohem Klout Score, denn wenn diese dort auch online einchecken, oder in sozialen Netzwerken positiv darüber sprechen, erreicht dies potenziell mehr Leute, als bei Personen mit niedrigem Score. In der Theorie.

Könnte also ein Geschäftsmodell für Privatleute daraus entstehen? Vielleicht. Noch geht in Deutschland niemand mit seinem Klout Score hausieren. Aber gerade in Zeiten des modernen Word-of-mouth- und Empfehlungsmarketings in sozialen Netzwerken, werden Leute mit Einfluss auf ihre Umgebung von Unternehmen händeringend gesucht. Grundsätzlich ist die Idee einer Berechnung inklusive eines Rankings also nicht völlig von der Hand zu weisen. Allerdings lässt die Aussagekraft derzeit noch arg zu wünschen übrig.

Der Autor dieses Textes hat aktuell einen Klout Score von 55 – das bedeutet…naja, mehr als 54 eben.

 

Norbert Windeck