Dieser Artikel ist schon über 2 Jahre alt. Unter Umständen kann das, worüber wir geschrieben haben durchaus veraltet sein! 😉
Weihnachten ist zwar erst morgen, aber für uns gab es schon letzte Woche Geschenke – wenn auch nur zum Anschauen und Anfassen. Da hatten wir nämlich Besuch von fünf kleinen Smartwatches und Sebastian Damm vom mobile media and communication lab der FH Aachen, wo u.a. auch mit und an den „schlauen” Uhren herumgetüfftelt wird. Bereits vor ein paar Monaten haben wir über dieses Thema gebloggt und weil wir damit auf großes Interesse gestoßen sind, war es an der Zeit sich einen Fachmann ins Haus zu holen.
Im Interview, das es übrigens auch als Podcast über iTunes gibt, hat Sebastian mit uns über seine Arbeit und natürlich über Smartwatches gesprochen.
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Hallo Sebastian, du bist vom m2c-lab der FH Aachen. Erzähl uns doch kurz, was ihr dort macht und was deine Aufgabe ist.
Sebastian: „Hallo Mona. Wir entwickeln Software für alle tragbaren Systeme, beraten Firmen bei ihren Entwicklungen im Hinblick auf Usability und allgemein dem Vorgehen in der Softwareentwicklung. Neben der Entwicklung für Mobilgeräte beschäftigt sich unsere Forschung außerdem mit der Zukunft des Handels sowie Elektromobilität bzw. der Integration von Mobilität.
Allgemein sagen wir, „wir machen Informationslogistik“ – das heißt, dass wir Informationen von verrückten Orten abholen, sie veredeln und sie zu neuen verrückten Orten zurückbringen. Ein neuer, dieser verrückten Orte ist die Uhr an unserem Handgelenk, die nicht länger nur die Zeit anzeigt.”
Das klingt spannend. Was genau macht ihr mit den Smartwatches im Labor?
Sebastian: „Wir arbeiten gerade an einer Marktübersicht vorhandener/angekündigter Smartwatches und vergleichen deren Fähigkeiten. Der Markt ist da ja gerade sehr agil. Daneben beschäftigen wir uns damit, wie solche Geräte nicht nur als zweites Display für ein Smartphone genutzt werden können, sondern wie man sie beispielsweise in einem industriellen Umfeld einsetzen könnte, um Informationen nah an den Nutzer zu bringen. Dadurch sollen sie bei ihrer Arbeit Feedback erhalten oder Anweisungen für nächste Arbeitsschritte erhalten.
Anwendungsgebiete sind alle kontextabhängigen Alarme im mobilen Umfeld. Überall da, wo man nicht ständig ein Smartphone o.ä. zur Hand haben kann. Ein Beispiel ist die Torlinientechnik.”
Du hast uns ja heute eine tolle Auswahl an unterschiedlichen Smartwatches mitgebracht. Welche Uhren sind das und worin unterscheiden sie sich?
Sebastian: „Zunächst erzähle ich am besten, was alle Uhren gemeinsam haben. Alle Uhren verbinden sich mit einem Smartphone via Bluetooth und dienen zunächst als eine Art zweites Display. Über eingehende Anrufe, SMS oder E‑Mails wird man per Vibration aufmerksam gemacht und bekommt diese auch auf dem Display der Uhr angezeigt. Neben Benachrichtigungen bieten auch alle Smartwatches die Möglichkeit, das gekoppelte Smartphone fernzusteuern und so beispielsweise den mp3-Player zu bedienen.
Kommen wir jetzt zu den Smartwatches, die ich mitgebracht habe:
Samsung Galaxy Gear: Zunächst haben wir hier eine Samsung Galaxy Gear. Sie ist als Kompagnon zu anderen Samsung Geräten wie dem Note 3 oder Note 10 gedacht. Dies bringt den Nachteil mit sich, dass Nutzer von iPhones und nicht-Samsung Smartphones außen vor bleiben. Außerdem muss zwingend ein Smartphone gekoppelt sein, sonst lässt sich nicht einmal die Uhrzeit einstellen.
Gegenüber anderen Smartwatches bietet die Gear wohl den größten Funktionsumfang, da eine Kamera ebenso wie Lautsprecher und Mikrofon integriert sind. Damit lässt sich die Sprachsteuerung des Smartphones auch vom Handgelenk aus übernehmen. Den ernsthaften Einsatz zum Telefonieren sehe ich aber eher nicht, denn wer redet auf offener Straße schon mit seiner Uhr? Das erinnert mich persönlich ein wenig an Knight Rider…“Kitt, bitte kommen“ 😉
Als letztes Feature sollte das Display erwähnt werden. Von allen Smartwatches, die ich mitgebracht habe, bietet die Gear das größte Display mit der höchsten Auflösung – aufgrund der Qualität macht hier sogar das Ansehen von Fotos noch Spaß. Das Ganze geht leider auf Kosten der Akkulaufzeit, welche je nach Nutzung bei rund einem Tag liegt.
Erwähnenswerte Apps sind beispielsweise Runkeeper, da es beim Joggen durchaus praktisch ist, am Handgelenk sehen zu können, wie weit und lang man bereits gelaufen ist. Ebenso ist die Fernsteuerung des mp3-Players in dem Falle nützlich. Da die Uhr jedoch nicht über GPS verfügt, kommt man nicht gänzlich ohne Smartphone aus. Die gesamte Funktionsvielfalt spiegelt sich natürlich auch im Preis wider, welcher deutlich über denen der Konkurrenz liegt.
Sony Smartwatch 1: Neben der Gear haben wir hier die Smartwatch von Sony. Auch diese besitzt ein Multitouch Farbdisplay, welches jedoch um ein vielfaches kleiner ist, als das der Gear. Apps laufen bei der Sony Smartwatch auf dem Smartphone. Die Uhr dient lediglich als Display und liefert Eingaben und Sensordaten an das Smartphone.
Sony Smartwatch 2: Der Nachfolger der ersten Sony Smartwatch ähnelt dem Vorgänger optisch stark, ist jedoch ein Stück größer und wirkt mit seinem Metallarmband schicker und etwas wertiger. Weitere gravierende Neuerungen gibt es abgesehen vom eingebautem NFC-Chip und verbesserten Spezifikationen rund um Prozessor und Display jedoch nicht.
Metawatch: Die nächste Smartwatch die ich euch mitgebracht habe, ist die Metawatch. Was sofort auffällt ist das außergewöhnliche Display. Es ist zweifarbig, weißer Grund mit metallisch glänzender Schrift, oder das ganze invertiert. Touch bietet die Metawatch jedoch nicht und die Auflösung ist mit 96×96 Pixeln sehr gering. Die Lesbarkeit variiert stark vom Blickwinkel und kann brilliant aber auch schlecht sein. Positiver Aspekt am Display ist die Sparsamkeit was den Akku angeht – die Meta läuft bis zu einer Woche.
Mit der Standard-App der Metawatch ist es leider nicht möglich, den Inhalt von Nachrichten auf der Uhr anzuzeigen – man bekommt lediglich mit, DASS etwas passiert ist, muss dann aber doch das Smartphone herausholen, um genaueres zu erfahren. Eine Community Edition der App bietet dort jedoch Abhilfe. Native Apps gibt es auf der Uhr nicht, sie wird lediglich als zweiter Bildschirm vom Smartphone angesteuert.
Pebble: Zu guter Letzt habe ich dann hier noch die Pebble. Sie hat ebenfalls kein Touch- oder Farbdisplay, dafür aber ein ePaper, was dem eInk von Amazons Kindle ähnelt. Es ist in jedem Licht gut lesbar und in der Dunkelheit reicht es, das Handgelenk kurz zu schütteln, um die Hintergrundbeleuchtung einzuschalten. Da lediglich bei Änderungen des Displayinhaltes Strom verbraucht wird, hält die Uhr über eine Woche mit einer Ladung durch.
Im Vergleich zu allen anderen vorgestellten Uhren ist die Pebble wasserdicht genug, um sie auch beim Schwimmen tragen zu können. Außerdem hat sie als einzige der Uhren ein Magnetometer eingebaut, den man für Kompass Funktionalitäten nutzen kann.
Auf der Pebble läuft ein echtes eigenes Betriebssystem auf dem auch unabhängig von einem Smartphone Apps gestartet werden können. Da ein offenes SDK bereitgestellt wird, gibt es bereits sehr viele Apps für die Pebble aus der Community. Probleme gibt es seit geraumer Zeit leider mit dem deutschen Zoll, welcher die Uhr aufgrund ungenauer Dokumentation nicht durchlässt. Der Import über andere EU-Länder nach Deutschland ist jedoch möglich.”
Verrätst du uns, was deine persönliche Lieblings-Smartwatch ist?
Sebastian: „Nicht nur weil ich sie privat besitze, ist die Pebble mein Favorit. Ich finde sie ist optisch die schönste der mitgebrachten Uhren. Außerdem fasziniert mich die Entstehungsgeschichte. Aus einem kleinen Crowdfunding Projekt mit angepeilten 100.000$ Startkapital wurde binnen Tagen das erfolgreichste Kickstarter Projekt mit 10.3 Mio. $.
Die Community hinter der Pebble ist bereits sehr groß und es gibt eine Reihe interessanter Apps wie zum Beispiel einen Schlafmonitor mit Smart-Alarm oder die Steuerung von Smart-Home Komponenten von der Uhr aus. Die schnell wechselbaren Watchfaces verleihen der Uhr einen speziellen Charme. Außerdem ist die lange Akkulaufzeit ein absolutes Plus für die Pebble, da es mir reicht, mein Smartphone jede Nacht laden zu müssen.
Am Ende ist egal, welches Modell – wer die Smartwatch einmal schätzen lernt, will sie nicht mehr missen. Speziell wenn ich durch die Stadt laufe, bekomme ich die Vibration meines Handys nicht immer mit, am Handgelenk merkt man dies jedoch sofort und sieht auch direkt, ob es sich lohnt, das Handy aus den Tiefen der Hosentasche zu holen.”
Jetzt noch eine Frage zu deiner Person: wie bist du zum m2c-lab gekommen?
Sebastian: „Mein Kontakt zu Prof. Ritz und dem m2c-lab besteht bereits seit meinem Bachelorstudium, als ich dort als HiWi tätig war. Da ich dabei gute Einblicke gewinnen konnte und mich speziell die Entwicklung für Mobilgeräte sehr interessiert hat, habe ich dann auch meine Bachelorarbeit dort geschrieben und sofort im Anschluss eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter angetreten. Nebenher habe ich bis September diesen Jahres dann noch meinen Master an der FH gemacht und bin nun weiter Vollzeit im m2c-lab in der Forschung tätig.”
Last but not least: Wo können Leute etwas über euch/dich erfahren und wie können sie mit euch in Kontakt treten, wenn sie sich für eure Arbeit interessieren?
Sebastian: „Der schnellste und einfachste Weg, einen Einblick in unsere Arbeit zu erhalten und Kontakt mit uns aufzunehmen ist unsere Facebook-Seite oder unsere Website. Wir nehmen jederzeit gerne neue Abschlussarbeiter aus Communication & Multimedia Design und der Informatik in unseren Reihen auf und haben für interessierte Studenten sicherlich immer spannende Themen zu vergeben.”
Vielen Dank für das nette Gespräch, Sebastian. Wir sind gespannt, was sich weiterhin in Sachen Smartwatch tun wird und ob sich hier vielleicht auch der ein oder andere eine zulegt.
Den Kontakt zu Sebastian stellen wir gerne her, wenn wir euer Interesse geweckt haben.
P.s. Mit diesem Blogbeitrag verabschieden wir uns in eine kurze Winterpause. Wir wünschen euch Frohe Weihnachten und melden uns im neuen Jahr hier im Blog zurück.
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